Im Schatten der Paläste by Bringmann Klaus

Im Schatten der Paläste by Bringmann Klaus

Autor:Bringmann, Klaus [Bringmann, Klaus]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Vor- und Frühgeschichte, Antike
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2016-07-31T22:00:00+00:00


Rekonstruktion der Axones, auf denen das Gesetzeswerk Solons publiziert war

Solons Gesetzeswerk beschränkte sich nicht auf die Lösung der Schuldenkrise, sondern war eine umfassende Kodifizierung des athenischen Rechts. Es war aufgezeichnet auf mindestens sechzehn bis achtzehn beziehungsweise einundzwanzig bis vierundzwanzig mit drehbaren Zapfen versehenen viereckigen Pfeilern aus Holz, die in Rahmen eingespannt und um ihre Achsen drehbar waren, weshalb sie als axones (Wagenachsen, im Singular axon) bezeichnet wurden. Alle vier Seitenflächen waren vertikal, nicht horizontal beschriftet und konnten durch Achsendrehung nacheinander gelesen werden. Sie waren zum Schutz gegen Witterungseinflüsse in einem öffentlich zugänglichen Gebäude aufgestellt; der Aufstellungsort für die Zeit Solons ist jedoch unbekannt. Ebenso unbekannt sind die Verteilung des Rechtsstoffs auf den beschrifteten Pfeilern und damit auch die Gliederung des Gesamtwerks. Auf der Hand liegt indessen der Zweck, den Solon mit seinem Gesetzeswerk verfolgte. Er ist der gleiche, den Pittakos, der Aisymnet von Mytilene, für sein ebenfalls auf Holz aufgemaltes Gesetzesrecht mit den Worten in Anspruch nahm: «Bemaltes Holz ist der beste Beschützer der Stadt.»

Solon übernahm das Blutrecht Drakons und inkorporierte dessen Bestimmungen unverändert in sein Gesetzeswerk. Aber er änderte in allen den Fällen geltendes Recht, in denen es die Bürgerschaft in bürgerkriegsähnliche Unruhe versetzt hatte. Beispielsweise war Zahlungsunfähigkeit nicht länger ein Eigentumsdelikt, das den Gläubiger berechtigte, sich durch Zugriff auf die Person des Schuldners schadlos zu halten. Solon beseitigte die Personalexekution, die Versklavung oder Flucht des Schuldners ins Ausland nach sich zog, und er ergänzte diese Bestimmung durch ein Amnestiegesetz, das allen, die in der Vergangenheit wegen Zahlungsunfähigkeit für fried- und rechtlos (griechisch atimoi) erklärt worden waren, Amnestie gewährte:

«Das achte Gesetz des dreizehnten Axon Solons lautet wörtlich: Von den atimoi: ‹Diejenigen, die atimoi waren, bevor Solon sein Amt als Archon antrat, sollen wieder im Rechtsschutz stehen, außer diejenigen, die vom Areopag, oder diejenigen, die von den Epheten oder vom Prytaneion verurteilt worden waren, von den Königen, wegen Tötung oder Blutvergießens oder wegen Errichtung (beziehungsweise Beteiligung an) einer Tyrannis landflüchtig waren, als dieses Gesetz erlassen wurde.›»

(Solon. Gesetzeswerk F 70 Ruschenbusch)

Von der Amnestie ausgeschlossen blieben also nur diejenigen, die von den Epheten wegen Mordes oder wegen einer Körperverletzung, die in der Absicht zu töten begangen worden war, oder vom Areopag wegen Errichtung oder Beteiligung an einer Tyrannis verurteilt worden waren. Gleiches galt für unbekannte Täter oder Tiere beziehungsweise Gegenstände, durch die ein Mensch zu Tode gekommen war. Hierüber sprach das Gericht am Prytaneion, das aus dem Archon Basileus und den vier Phylenkönigen bestand, sein Urteil. Es diente einzig und allein dem religiösen Zweck einer Entsühnung des Landes wegen vergossenen Blutes.

Solon setzte die Aufhebung aller bestehenden Schulden durch und verbot, dass künftig Darlehen auf den Leib, das heißt mit Haftung der Person des Schuldners, vergeben wurden. Eine Reihe flankierender Gesetze zu wirtschaftlichen Problemen schränkte die Freiheit, Grundbesitz zu akkumulieren und ihn der Getreideproduktion zu entziehen, erheblich ein. Grunderwerb über ein bestimmtes Maß hinaus wurde verboten. Leider ist nicht überliefert, welche Obergrenze das Gesetz nannte. Um die Ernährung der nichtbäuerlichen Stadtbevölkerung sicherzustellen, untersagte Solon die Ausfuhr aller Nahrungsmittel mit Ausnahme von Olivenöl. Jeder Verstoß gegen das Gesetz wurde mit einer hohen Strafe belegt.



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